Dezember 05, 2015

Sushi satt

Nachdem ich es die vergangene Woche über nicht geschafft habe, zu bloggen, weil die Kollegen aus Deutschland für ein Projektmeeting hier und wir dementsprechend abends immer gemeinsam zum Essen unterwegs waren, hätte ich heute gleich wieder mehrere Themen, da ich wieder einmal ein paar Örtlichkeiten in Tokyo abgeklappert habe. Dabei gibt es auch immer noch einiges an Altlasten, aber jetzt fange ich doch erst mal wieder den aktuelleren Sachen an. Heute also Sushi oder Sashimi, und das schon zum Frühstück, sozusagen auf nüchternen Magen um 8 Uhr. Und was für ein Berg roher Fisch. Nachdem es gestern Abend ebenfalls solchen gab und bereits mehrmals diese Woche, ist mein Bedarf an rohen Meeresbewohnern nun doch erst einmal gedeckt, stelle ich fest. Puh. Auch wenn dieses Frühstück wirklich unendlich lange vorgehalten hat. 


Heute morgen war ich doch also tatsächlich einmal auf der Welt größtem Fischmarkt, dem Tsukiji, zusammen mit einem Kollegen von hier und einer der heimatlichen war vor seinem heutigen mittäglichen Rückflug auch noch mit dabei. Der Termin war schon von langer Hand geplant, weil es früher nicht gelungen war, mit dem Kollegen von hier ein gemeinsames Zeitfenster zu finden. Und Zeitpunkt zum Treffen eh erst um 7 Uhr. Wir wollten ja allerdings auch nicht gleich in die vollen und zur Thunfischauktion, für die täglich nur eine bestimmte Anzahl Besucher zugelassen wird, für die man daher entsprechend am besten schon um vier oder fünf in der Reihe ansteht und die im Dezember ohnehin für Touristen komplett gesperrt ist, aber das mußte ja auch nicht sein. Der "Rest" war auch schon überaus beeindruckend. Ein riesiges Gelände, um den eigentlichen Verkaufsbereich herum, den man als Tourist erst ab neun Uhr betreten darf, zahllose Geschäfte auch für Kochzubehör, Gemüse, Tee, was auch immer, und Fischrestaurants, wo wir uns dann erst einmal in die unglaublich langen Wartereihen einsortierten, um uns ein Frühstück zu genehmigen und uns danach ins Chaos zu stürzen.













Kaum zu glauben, dass es im 21. Jahrhundert in einer solchen Millionenstadt einen solchen Ort tatsächlich noch geben kann. Mein japanischer Kollege, der interessanterweise übrigens zum ersten Mal dort war, war nahezu fassungslos. Aber ich hatte es mir genauso, vorgestellt naja, vielleicht weniger Verkehr. Man muss wirklich aufpassen, sonst kann man leicht über den Haufen gefahren werden, weil auch im Marktbereich viele Gefährte unterwegs sind, keine Ahnung, wie man die bezeichnet, und die sind nicht gerade langsam und rücksichtsvoll. Was man allerdings auch verstehen kann. Wenn ich dort arbeiten würde, wäre ich sicher von den Touristen und Zuschauermassen, die nur im Weg herumstehen, ebenfalls genervt. Es waren aber viele Ordner unterwegs, die versuchten, den Strom der Neugierigen doch in etwas geregeltere Bahnen zu lenken. Mir schien es tatsächlich mehr ein Ort in China oder Südostasien zu sein, was aber bestätigt, dass es Umzugspläne gibt, weil die Zustände dort - huch, da liegt ja ein riesiger Thunfisch einfach so auf dem Boden - und die Hallen selbst, die Elektrik und alles, was eben so dazu gehört, nicht gerade vertrauenserweckend und zeitgemäß wirken. Andererseits, wow. 
Echt beeindruckend, dieses scheinbare Chaos, das sicher einer höheren Ordnung folgt, die nur wir nicht nachvollziehen können und auf der anderen Seite auch schade, wenn dieser Ort verschwindet, denn wir bereits erwähnt, so hatte ich mir das vorgestellt, riesig, archaisch, Hygiene, äh....
Solche Orte sind doch das echte Leben, ich finde Märkte toll, die dürfen auch ruhig ein wenig anders sein. Interessanterweise hat es überhaupt nicht nach Fisch gestunken, jedenfalls nicht in den Bereichen, wo wir unterwegs waren, die Belüftung in den ja eigentlich mehr oder weniger offenen Hallenbereichen scheint also gut zu funktionieren. Es ist ja auch schon etwas kühler, wer weiß, was ich im Sommer bei den hohen Temperaturen vorgefunden hätte. Bei den vielen Tonnen Fisch, Meeresgetier, Oktopus, Seegurken, Seeigeln, Krebsen, Krabben, Schnecken und Muscheln, Eis, Wasser, was in den Fischbottichen steht, alles, was man sich nur eben vorstellen kann, die Fotos lasse ich hier im Beitrag mal weg, gibt es sicher auch das ein oder andere zu erschnuppern. Lebende Fugus gab es natürlich auch. Erstaunlich, es lag wirklich nichts in der Luft. Da habe ich mir sogar eher beim Ausstieg aus der U-Bahn in deren Tunneln eingebildet, bereits Fischgerüche in der Nase zu haben. Also noch ein Ort in Tokyo, an den ich einen Haken machen kann. Mein japanischer Kollege meinte jedenfalls, er würde da wohl so schnell nicht noch einmal hin gehen. Was auch immer das zu bedeuten hat...

















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