August 09, 2015

Tokyos Tempel - Gokokuji

Ganz in der Nähe von St. Mary's Cathedral befinden sich natürlich auch einige Tempel und Schreine, wie in jedem Viertel. Schon einmal in der Gegend, bin ich noch zum Gokokuji Tempel weiter gelaufen (nicht zu verwechseln mit Gotokuji, der für seine zahlreichen Katzenfiguren bekannt ist). 


Der Weg dorthin führte mich durch ein Wohngebiet mit kleinen Häusern, alten und neuen, kleinen Gärten, kein Tourist weit und breit. Man denkt ja immer, Tokyo besteht nur aus Hochhäusern, aber das stimmt überhaupt nicht, die machen eigentlich nur den kleinsten Teil aus. Es war jedenfalls interessant, einmal etwas abgelegenere Pfade zu beschreiten. Ich kam auch an einem kleinen Schrein oder Tempel vorbei, der mitten zwischen die Häuser gequetscht war. Allerdings kann ich immer noch nicht unterscheiden, ob nun buddhistisch oder shintoistisch, zumal ich den Eindruck habe, dass hier viel miteinander vermixt wird und jede Anlage auch Anteile der jeweils anderen Orientierung aufweist. Jemand hat mit mal gesagt, der Shintoismus sei für die Lebenden (wie z. B. zum Shichi-go-san), der Buddhismus für die Verstorbenen. Hier gab es jedenfalls ein Torii, aber auch Steine mit den drei berühmten Affen. Die höhergelegte Stadtautobahn mußte ich auf meinem Weg unterqueren. Jedesmal, wenn ich hier in Tunneln oder unter schweren Betondecken unterwegs bin, habe ich ein ungutes Gefühl, dagegen kann ich nichts machen, wobei mich das Ubahnfahren jetzt nicht wirklich tangiert, das ähnelt dann doch zu sehr dem gewohnten Gefühl, was man auch zuhause hat, nämlich eigentlich kein besonderes. Na, wenn das mal so bleibt.
Auf dem Weg noch ein schnelles Eis verzehrt und dann die Stufen zur Anlage hinauf.










Es war wunderbar still dort oben, am späten Nachmittag, nicht viel los bis auf das Schnarren der Semi. Die kann ich inzwischen sogar bis in mein Apartment hören, ich kann es kaum glauben. Allerdings habe ich den Eindruck, die Hitze setzt den Insekten auch ein wenig zu oder ihr Lebenszyklus ist an sich nicht so lang, inzwischen sieht man schon sehr viele verblichen auf der Strasse liegen.














Die Haupthalle des Tempels selbst war schon geschlossen, aber auch von außen beeindruckend zu betrachten. Es schien mir ein wenig wie eine kleine Ausgabe des Kencho-ji in Kita-Kamakura. Es war auch eindeutig zu erkennen, dass der Tempel schon einige Jahrhunderte auf dem Buckel hat, er ist nie niedergebrannt, hat alle Erdbeben und Kriege der vergangenen dreihundert Jahre überstanden. Dahinter und seitlich den Berg wieder hinunter erstreckt sich ein für mich überraschend großes Friedhofsgelände, über das ich kurz gelaufen bin. Auch hier wieder zahlreiche Torii, aber auch gorin-to und die hölzernen sotoba, die wohl auch eine Art gorin-to darstellen. Es war teilweise recht windig und man hörte ständig etwas klappern, abgesehen vom Gekrächze der riesigen Krähenvögel, die unterwegs waren, wirkte das ein wenig unheimlich. Bis ich darauf kam, dass das Klappern tatsächlich von den Holzlatten kommt, die im Wind aneinander schlagen. Da können einem gleich auf einem Friedhof ganz andere Assoziationen kommen. Vor ein paar Jahren habe ich ja auch bereits auf dem Friedhof von Yanaka vorbei geschaut, es ist schon interessant, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu sehen, wenn ich auch nach wie vor sagen muss, dass der beeindruckendste Friedhof für mich bisher der alte Teil des Highgate Cemetery in London ist, wenn auch der cimitero accatolico in Rom und der alte Friedhof in Wien besondere Orte sind, in Paris hat damals die Zeit für einen Besuch von Père Lachaise nicht ausgereicht. Aber nach soviel Stille zog es mich dann noch in das Zentrum von Bunkyo, wo ich den Blick von oben über Tokyo schweifen lassen wollte. Doch dazu im nächsten Post mehr.









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