Mai 05, 2014

Melaten

Noch ist der Frühling nicht ganz vorbei, auch wenn die Kirschen schon wieder verblüht sind. Hier ist es in den letzten Tagen ziemlich kalt geworden, die Eisheiligen sind wohl dieses Jahr auch etwas früher dran, so wie alles. Aber so kann ich noch ein paar Altlasten aufarbeiten. In den Nachkarnevalstagen hatte ich es auch endlich einmal nach Melaten in Köln geschafft. Ich rede schon ewig davon, dort einmal eine Führung mitmachen zu wollen, oder allein gucken zu gehen, aber wie es eben so ist... 


Andere Dinge sind immer wichtiger, wenn man in der alten Heimat ist. Es gibt noch so viele Orte und Plätze in Köln und Umgebung, die ich noch nie gesehen habe, aber genauso geht es mir ja auch hier im Süden. Schon irgendwie beruhigend. Das, was direkt vor der Haustür liegt, verschmäht man gerne oder die Zeit reicht einfach nicht. Naja und Friedhöfe... Sind nicht gerade das Hauptziel von erbaulichen Wochenendausflügen. Was ich auch für dieses Frühjahr schon wieder alles für Pläne hatte, aber dann war ich nicht da, oder das Wetter war schlecht (bevorzugt am Wochenende kalt und regnerisch, während der Woche wunderbar, das hatten wir dieses Jahr gefühlt schon ziemlich häufig), aber wie gesagt, für einen kleinen Ausflug nach Melaten hatte es in den Tagen wenigstens gereicht. Ich glaube, ich habe auch schon an anderer Stelle geschrieben, dass ich eigentlich ein begeisterter Friedhofsbesucher bin, vor allem alte Friedhöfe, da geht die Romantikerin mit mir durch. Wirklich am allermeisten beeindruckt bisher hat mich vor ein paar Jahren der alte Teil des Highgate Cemetery in Nordlondon, aber auch der Acattolico in Rom (in beiden Friedhöfen war ich noch mit meiner analogen Kamera unterwegs) hatte eine besondere Atmosphäre. Auch der alte Friedhof in Wien war interessant, mit seinem jüdischen Teil und auch gigantischen Grabmälern. Ich erinnere mich an eine von halbmannshohen Zwergen bevölkerte Szene am Eingang eines Bergwerks und das auf einem Grab... Es wäre natürlich nicht schlecht gewesen, in Melaten mit einer Führung zu starten, um einen Überblick zu erhalten, aber einfach allein los zu ziehen, hat auch seinen Reiz. Zwar habe ich so den berühmten Sensenmann und auch so manchen Engel, den man von Fotos kennt, nicht entdeckt, aber ein Anfang ist gemacht.







Einer der ersten Grabsteine, über die ich "gestolpert" bin, war ein moderner und irgendwie doch auch noch kein richtiger Grabstein. War das Kunst? Da mußte ich doch gleich mal googeln. Es ist in der Tat (noch) kein Grab.


Auch neben den romantisch betrübten Grabmälern waren die ein oder anderen neuen Gräber zu finden, die doch so manche Frage aufwarfen. Was hat es mit dem Grab mit kombinierter lateinischer und arabischer Schrift auf sich? Da geht ja doch die Neugier mit mir durch und ich frage mich, wie und durch was diese Menschen miteinander so eng verbunden sind, dass sie in einer Grabstelle liegen?
Und wieviele Engels, mal abgesehen von Engeln, es in Köln gibt... Und hat derjenige, auf dessen Grabstelle eine Clownsfigur steht, etwas mit den karnevalistisch aktiven Engels zu tun oder nicht? Zufällig kam ich auch am Grab des Hänneschen Theater Gründers vorbei (wenn ich mich richtig erinnere) und auch sonst kamen mir so manche Namen doch sehr bekannt vor... Die hütere Gesellschaft eben.
Dann gab es ein Grab, das mir auffiel, weil es eine "natürliche" Einfassung aus lauter Nadelbaumzapfen hatte, die scheinbar Kinder dort hin gelegt hatten, genauso wie einige Zeichnungen für ihren Opa, der wohl einmal Kinderarzt gewesen war. Das aussah, wie ein Fleck im Garten nach dem Fortzug des Winters, ganz natürlich, ein paar Zwiebelpflanzen, Moos, mehr nicht. Und viele andere, auffallende und weniger auffallende... 





Eine Oase der Stille, selbst die Eichhörnchen machen vor den Pflanzschalen auf den Gräbern nicht halt, wenn man sich auch einbildet, dass sie doch ein klitzekleines bisschen dreinblicken, als hätten sie ein schlechtes Gewissen, aber in Wahrheit ist das wohl eher ein verzweifelter Blick, weil sie ihre Nüsse und Samen, die sie verbuddelt haben, nicht wieder finden... Oder Wachsamkeit vor der Fotografin. Sich einfach ruhig hinsetzen, um hübsch und komplett im Foto Platz zu finden, dafür war keine Zeit.
Irgendwann komme ich bestimmt wieder.




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